tramlofts
NürnbergWohnen im Straßenbahnschloss
Nürnberg ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort, an dem Menschen auch gerne wohnen: Die zweitgrößte Stadt Bayerns zählt so viele Beschäftigte und Einwohner wie noch nie. Und die Attraktivität hält weiter an. Die Mobilisierung neuer Wohn- und Gewerbeflächen hat für die Stadt daher hohe Priorität. Allerdings kann auch die Revitalisierung von Bestandsarchitektur einen wichtigen Impuls liefern, um die Attraktivität eines Standortes nachhaltig zu stärken. Das realisierte Projekt „tramlofts“ im Nürnberger Stadtteil Muggenhof ist ein gelungenes Beispiel dafür. Mehr als 100 Jahre waren in dem historischen Gebäudekomplex an der Fuchsstraße/Muggenhofer Straße die ersten Straßenbahnhauptwerkstätten Nürnbergs untergebracht. Die Funktionsgebäude wurden zwischen 1912 und 1914 im Jugendstil errichtet. Dieser besondere Baustil sorgte für ein „schlossähnliches“ Erscheinungsbild, das den Betrachtern seinerzeit eine gänzlich andere Nutzung vorspiegelte. Mithin spricht man auch gerne von einer „Kulissen-Architektur“. Heute beherbergt der denkmalgeschützte Gebäudekomplex 78 außergewöhnliche Eigentumswohnungen sowie Gewerbeflächen.
Das Projekt in Zahlen
Komplexe Aufgabenstellung
Ein baukulturelles Erbe wie das ehemalige Straßenbahndepot zukunftsfähig zu machen, ist kein Leichtes. Vor allem dann nicht, wenn in dem historischen Gebäudekomplex viele verschiedene Nutzungen untergebracht waren, die auch sehr unterschiedliche Funktionen erfüllen mussten. So befanden sich an dem Standort neben den Depot- und Lagerhallen auch die Verwaltung sowie Werkstätten mit einer Gießerei und Sattlerei. Erschwerend kam hinzu, dass an den Gebäuden bereits wenige Jahre nach der Inbetriebnahme Umbaumaßnahmen und in den späteren Jahren noch Erweiterungen vorgenommen worden sind. Der markanteste Teil des Areals war der Turm mit seiner Uhr, der dem Gebäudeensemble zu seinem „schlossähnlichen“ Charakter verhalf und im Zuge der Revitalisierung erhalten werden konnte.
Außergewöhnliche Grundrissarchitektur
Ein intensiver Planungsvorlauf war nötig, um für eine Vielzahl an Fragestellungen kluge Lösungen zu erarbeiten. Wie zum Beispiel für die Erschließung der Flächen, die nur über fünf Treppenhäuser möglich war. Auch für den Umgang mit den unterschiedlichen Raumhöhen musste ein tragfähiges Konzept gefunden werden. Die insgesamt 78 Einheiten wurden schließlich als Atelier- bzw. Loftwohnungen konzipiert, die teilweise eine Raumhöhe von bis zu 5 Metern aufweisen. Kaum ein Grundriss gleicht dem anderen, wodurch jede der Ein- bis Viereinhalbzimmerwohnungen zu einem Unikat geworden ist. Das neugeschaffene Wohnungsangebot im Industriedenkmal kam bei den Nürnbergern sehr gut an: Etwa ein Viertel der Erwerber sind Selbstnutzer.
Prämiert: „Tatkraft und Engagement“
Der Bezirk Mittelfranken spricht jedes Jahr all jenen einen besonderen Dank und Anerkennung aus, die sich durch besondere denkmalpflegerische Leistungen verdient gemacht haben. Im Herbst 2020 wurde BPD von der Fachjury für die „hervorragende denkmalpflegerische Leistungen“ im Zusammenhang mit der Realisierung von „tramlofts“ gewürdigt, weil es durch das Engagement gelungen ist, „wertvolles Kulturgut“ zu erhalten. Das Projekt wird zudem in dem begleitenden Buchband „Denkmalpflege in Mittelfranken 2020“ aufgeführt und ausführlich beschrieben.
Meilensteine der Entwicklung
Mit unserer Arbeit konnten wir zur sinnvollen Umnutzung des Gebäudes beitragen.
Das Ensemble aus Verwaltungsgebäude mit einem markanten Uhrenturm und weitläufigen Montagehallen, gilt als Denkmal der frühen Industriearchitektur Anfang des 20. Jahrhunderts. Heute ist es das Zuhause von Nürnberger Familien.
Bildquelle: AdobeStock©Yuliya