Zukunftsszenarien für die Nahversorgung in neuen Wohngebieten
Neue Wohngebiete entwickeln heißt: Nahversorgung mitdenken
Die Qualität von Wohn- und Lebensräumen zeigt sich in erster Linie darin, welche Möglichkeiten sie im Alltag bieten.
Wohnen, arbeiten, sich bilden, am Verkehr teilnehmen, sich erholen, in Gemeinschaft leben, sich versorgen – die Ansprüche an den Lebensraum sind vielfältig. Diese Bedürfnisse umfassend zu verstehen und bei der Planung neuer Wohngebiete von Anfang an zu berücksichtigen, gehört für uns als Projekt- und Gebietsentwickler zur Kernaufgabe.
Um heute die Weichen für eine zukunftsfähige und attraktive Nahversorgung in neuen Wohngebieten zu stellen, blickt BPD mit den Experten der BBE Handelsberatung in die Zukunft: Die gemeinsame Studie zeigt auf, welche Entwicklungen die Nahversorgung in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren maßgeblich beeinflussen werden. Kombiniert mit den Bedürfnissen auf Seiten der Kunden wie auch den Anbietern lassen sich Rahmenbedingungen und Handlungsempfehlungen für eine Nahversorgung der Zukunft ableiten.
Bildquelle: www.nuro.ai
„Die Zentrale Frage lautet: Wie wollen sie in Zukunft einkaufen? Dass sich die Art einzukaufen ändern wird, ist sicher. Darauf müssen nicht nur die Nahversorger reagieren, sondern auch Wohnentwickler, Logistiker und Verkehrsplaner.“
„Welche Entwicklungen beeinflussen die Nahversorgung in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren und was müssen Entwickler schon heute berücksichtigen, um die richtigen Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige und attraktive Nahversorgung in neuen Wohngebieten zu schaffen? Die Studie macht deutlich, dass die Art und Weise, wie wir uns mit Waren des täglichen Bedarfs zukünftig versorgen wollen und können, bereits heute von einer Reihe wirkungsmächtiger Entwicklungen geprägt ist.
Angesichts einer alternden Gesellschaft, neuer Formen des (mobilen) Arbeitens und der heute bereits stark ausgeprägten Präferenz für zeitsparende und bequeme Einkäufe ist davon auszugehen, dass der Wunsch nach einer gut erreichbaren und umfangreichen wohnortnahen Versorgung auch in Zukunft weiterhin Bestand haben wird. Zugleich ist absehbar, dass mit der voranschreitenden Digitalisierung der Lebensmitteleinkauf im Internet für immer mehr Kunden zur Selbstverständlichkeit wird. Dabei ist der Online-Einkauf nicht als Ersatz, sondern vielmehr als Ergänzung zum stationären Einkauf zu sehen. Zudem spielt der Aspekt der Nachhaltigkeit für immer mehr Kunden eine wichtige Rolle. Die Bereitstellung einer kanalübergreifenden und nachhaltigen Nahversorgungsstruktur wird damit zu einer zentralen Anforderung bei der Entwicklung neuer Wohngebiete.“
Wie kauft der Kunde der Zukunft?
Es sind die großen Trends, die die Lebensweise und den Alltag vieler Menschen schon heute prägen und sich mit den Jahren verstärken werden.
Internationale Beispiele zukünftiger Nahversorgung
Auf Seite der Nahversorger werden, international betrachtet, bereits unterschiedliche Modelle ausprobiert, die auf das sich bereits verändernde Einkaufsverhalten reagieren. In der Studie werden deshalb einige internationale Beispiele für innovative Nahversorgungskonzepte unter die Lupe genommen, um die unterschiedlichen Lösungsansätze kennenzulernen – von kassenlosen Convenience-Stores über die Integration von Logistikflächen in stationären Märkten für den Online-Einkauf aus der näheren Umgebung bis hin zu mobilen Lebensmittelmärkten und selbstfahrenden Lieferfahrzeugen.
Nahversorgung ist eine Gemeinschaftsaufgabe – Ergebnisse und Handlungsempfehlungen
Der Schlüssel für eine gute und bedarfsorientierte Nahversorgung der Zukunft liegt in der ganzheitlichen und integrierten Planung von Wohngebieten. Nachfrage- und angebotsseitige Veränderungen müssen frühzeitig identifiziert und in ein Versorgungskonzept überführt werden, das sich am Standort orientiert und dabei den öffentlichen Raum sowie die Mobilitäts- und Logistikanforderungen berücksichtigt. Neben den Nahversorgern und den Wohnentwicklern sind auch Politik und Verwaltung gefragt, um gemeinsam diesem ganzheitlichen Ansatz gerecht werden zu können. Aus den Studienergebnissen leiten BPD und BBE elf Handlungsempfehlungen ab, die für die Entwicklung von Wohngebieten mit einer funktionierenden und bedarfsorientierten Nahversorgung entscheidend sind:
- Wohngebiete ganzheitlich und integrativ entwickeln
- Wohnraum und Nahversorgung zielgruppen- und bedarfsgerecht planen
- Versorgungskonzepte auf Eigenart des Standorts abstimmen
- (Mindest-)Versorgung der Wohnbevölkerung auch während der Bauphase sicherstellen
- Nahversorgung kanalübergreifend bereitstellen (stationär/online)
- Mobilität und Logistik von Anfang an mitdenken
- Betreiber frühzeitig in Planung einbeziehen
- Öffentliche Räume nicht erst am Ende planen
- Nachfrage- und angebotsseitige Entwicklungen frühzeitig antizipieren
- Innovation ermöglichen, Anpassungsfähigkeit fördern
- Nahversorgung als Gemeinschaftsaufgabe verstehen