Perspektiven und Wohnwünsche
Gemeinsame Studie von BPD und ILS
BPD und das Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung GmbH (ILS) blicken in einer gemeinsamen Studie auf die Wohnbedürfnisse von Menschen aus Einwanderungsfamilien und untersuchen die Wünsche und Erwartungen dieser großen und immer wichtiger werdenden Zielgruppe an das Wohnen.
Aktuell besitzt über ein Viertel der Bevölkerung eine Migrationsgeschichte, in einigen Stadtlagen bilden sie die Mehrheit.
Experten und Fallstudien
- Wie wollen Menschen aus Einwanderungsfamilien hierzulande wohnen?
- Und welche Handlungsempfehlungen für Wohnimmobilienentwickler und Kommunen lassen sich daraus ableiten?
Die Studie basiert auf drei Fallstudien zu Hannover, Dortmund und Augsburg, rund 30 Expertengesprächen, zwei Expertenworkshops sowie auf der Auswertung der regelmäßig von BPD durchgeführten Wohnwunschbefragungen. Ein Fokus bei der Betrachtung lag dabei auf Türkei-stämmigen Migrantinnen und Migranten als große Gruppe mit langer Einwanderungshistorie. Die Experteninterviews wurden mit Fachleuten aus Immobilienwirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft geführt, um die lokalen Besonderheiten und Unterschiede zwischen der Bevölkerung mit und ohne internationaler Geschichte herauszuarbeiten.
„Unser Ziel war es, die Bedürfnisse und Anforderungen an Wohnraum für Menschen und Familien unterschiedlicher kultureller Herkunft zu erfassen, um neue Ansatzpunkte für unsere Projekt- und Gebietsentwicklung zu gewinnen. ...“
„... Das ist uns gelungen: Wir konnten feststellen, dass durchaus kulturell begründete spezifische Ansprüche an Wohnraum existieren. Durch Anpassungen in der Angebotsplanung von Neubauvorhaben können wir diese Bedarfe in Zukunft besser berücksichtigen. Gleichzeitig möchten wir der stark durch Probleme geprägten Diskussion über Einwanderung in Deutschland so einen positiven Blick in die Zukunft geben.“
Wohnraumsituation und -versorgung verbessern
Menschen aus migrantischen Haushalten wollen ihre Wohnraumsituation und -versorgung verbessern. Sie suchen überwiegend preisgünstige Wohnungen mit einer ausreichend hohen Anzahl an Zimmern – zum einen aufgrund des statistisch größeren Kinderreichtums und zum anderen aufgrund des stärker verbreiteten Mehrgenerationenwohnens. Sie sind im Mittel jünger, städtischer, familienorientierter und optimistischer als der Rest der Bevölkerung.
Trotz der im Durchschnitt niedrigeren finanziellen Möglichkeiten ist die Eigentumsneigung hoch. Menschen aus Einwanderungsfamilien präferieren insbesondere Neubauten sowie eine moderne und farbige Architektur. Dabei nehmen sie eine höhere Dichte, Lärm und Mischnutzung im Gebäude eher in Kauf. Architektursprache aus der Herkunftskultur wird tendenziell abgelehnt.
Menschen aus Einwanderungsfamilien messen dem Zugang zu öffentlichen Freiflächen bei gleichzeitiger Privatsphäre im Garten eine große Bedeutung bei – ganz ähnlich wie Familien ohne Einwanderungsgeschichte. Entsprechend steigt die Nachfrage nach Freiraumnutzungsmöglichkeiten und Freizeitaktivitäten im öffentlichen Raum.
„Durch den Rückzug klassischer Industrien aus unseren Städten und damit frei werdenden Flächen befassen wir uns als Projekt- und Gebietsentwickler häufig mit Quartieren, in denen ein hoher Anteil von Menschen aus Einwanderungsfamilien wohnt.“
„Es besteht die Chance, auf diesen Flachen neue Wohnformen für vielfältige Bedürfnisse und Wohnwunsche zu realisieren. Die Eigentumsbildung für breite Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen, gehört mit zur Unternehmenstradition von BPD und lasst sich darüber hinaus mit den Zielsetzungen kommunaler Wohnungspolitik vereinbaren.“
Handlungsempfehlungen
- Die Wünsche der immer größer werdenden Zielgruppe der Menschen mit Einwanderungsgeschichte sollten im Diskurs auch eine Rolle spielen – und nicht nur die viel diskutieren Begriffe Integration, Mischung, Armut und Diskriminierung
- Projektentwickler sollten die demographischen und finanziellen Besonderheiten der Zielgruppe und ihre Wohnwünsche auf dem Schirm haben: Dies spricht für bezahlbarer Wohnungen mit relativ vielen Zimmern und einem vielfältigen Freiraumangebot von Privatgarten bis zum öffentlichen Raum
- In so genannten schwierigen Lagen ist die Bildung selbst genutzten Eigentums im Neubau für migrantische Aufsteiger aus dem Quartier ein Gewinn für alle Beteiligten
- Kommunen sollten sich dort entscheiden, wie viel vorsichtige Aufwertung gewünscht ist – und wie viel Erhalt so genannter Ankunftsquartiere.
- Projektentwickler sollten dort Wohnungsbau mit Bedacht realisieren, so dass ein Gleichgewicht aus gewünschter Aufwertung und bezahlbarem Wohnraum entsteht.
- Wohnbauprojekte sind idealerweise ein Triple-Win:
> Sie realisieren Wohnwünsche,
> tragen zur gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung bei und
> sind wirtschaftlich erfolgreich.