Städte werden kinderfreundlicher

Von New York bis Berlin und von Helsinki bis Amsterdam – es ist ein internationaler Trend, dass die Städte immer kinderfreundlicher werden. In den letzten Jahrzehnten bleiben Familien immer häufiger in der Stadt. Vorausgesetzt, sie finden die richtigen Bedingungen vor.
  • Datum der Veröffentlichung: 29 Oktober 2019
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Illustration: Wie grün ist der Verbraucher?
,,Es gibt nur wenige Verbraucher, die sagen, dass sie dies auf keinen Fall wollen."
Nachhaltigkeit muss in die Herzen gelangen

Das Thema Nachhaltigkeit wird bei Behörden und Marktparteien in Deutschland und den Niederlanden intensiv diskutiert. Auch der Verbraucher wird immer umweltbewusster. Doch ob dieses Bewusstsein auch wirklich in die Praxis umgesetzt wird, ist eine andere Frage. „Nachhaltigkeit muss in die Herzen gelangen und nicht im Kopf bleiben.“

„Nachhaltigkeit ist ein äußerst wichtiges Thema in Deutschland. Allerdings muss man sich fragen, was genau darunter zu verstehen ist. Weil es sich dabei um einen so vielschichtigen Begriff handelt, kann der Verbraucher die einzelnen Aspekte davon bisweilen nur sehr schwer unterscheiden.“ Dies sagt Felix Jansen, Abteilungsleiter PR, Kommunikation und Marketing, der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (vergleichbar mit dem Dutch Green Building Council in den Niederlanden, Red.). In bestimmten Bereichen, so Jansen, herrsche ein großes Interesse für einen nachhaltigen Lebensstil. „Es gibt inzwischen ein großes Angebot an Bio-Lebensmitteln. Auch in der Mode wird das Thema Nachhaltigkeit von bestimmten Marken bereits aufgegriffen.

Unternehmen in Deutschland müssen seit einem Jahr eine Nachhaltigkeitsvision entwickeln und diese in ihrem Geschäftsbericht darstellen. Viele Verbraucher halten den stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit an sich für eine gute Sache. Ob sie sich in der täglichen Praxis jedoch auch dafür entscheiden, steht auf einem anderen Blatt. Wir stellen immer wieder fest, dass Menschen in diesem Punkt Kompromisse eingehen, beispielsweise weil nachhaltige Produkte häufig teurer sind.“ Unbestritten ist jedoch, dass nach Paris 2015 – und besonders auch nach dem heißen Sommer 2018 – die Klimafrage in Deutschland mehr Beachtung findet. „Das Thema ist stärker ins Bewusstsein geraten. Das sehen wir auch an dem Erfolg der Klimastreiks von Fridays for Future, die auch in Deutschland stattfinden.“

Die Priorität des Verbrauchers liegt nicht beim Klima.
Gerard von der Werf
Senior Research Consultant, Motivaction

Kinder machen Städte besser

Anhand der „Studie Cities Alive. Designing for Urban Childhoods“ zählt Arup die Vorteile kinderfreundlicher Städte auf.

 

  • Mehr kinderfreundliche Räume in der Stadt fördern die Bewegung aller Einwohner – und damit auch die geistige Gesundheit.

  • Im Bereich der lokalen Wirtschaft profitieren Städte von einem für Kinder attraktiven Umfeld. Die Familien geben nicht nur Geld aus, sondern machen Städte auch lebendig.

  • Kinderfreundliche Städte achten mehr auf Verkehrssicherheit, und das ist für alle Stadtbewohner von Vorteil.

  • Kinder, die auf der Straße spielen, erhöhen die soziale Sicherheit. Die soziale Interaktion, die durch die Anwesenheit von Kindern entsteht, kann die Entstehung starker und inklusiver Gemeinschaften fördern.

Attraktive und grüne Spielflächen für Kinder tragen zu mehr Natur und Nachhaltigkeit in der Stadt bei. Insgesamt bedeutet dies laut der Studie von Arup, dass Kinder der Motor für die Verbesserung von Städten sind. Weitere Informationen zur Studie erhalten Sie im Magazin.

Viele Familien werten es als positiv, wenn ihre Kinder in der Stadt aufwachsen können. Lia Karsten
Paul Jansen
Europe Planning Leader, Ingenieur- und Beratungsfirma Arup
Pieter Sprangers, Architekt
Schicksal in die eigenen Hände nehmen.

Die Voraussetzung dafür, dass Menschen länger und glücklicher in ihrem eigenen Haus und ihrer vertrauten Umgebung wohnen bleiben, ist, dass ihr Haus und ihre Umgebung dies zulassen. Wie lässt sich das realisieren, abgesehen von cleveren Entwürfen? Indem man zuerst den Bewohnern selbst zuhört, findet Architekt Pieter Sprangers.

Deshalb ist mein Architekturbüro Groosman einer der Initiatoren von iCAREnext, einem multidisziplinären Kooperationsverbund von Stadtplanern, Architekten, Gesundheitsdienstleistern, Forschern und Kommunikationsexperten, mit dem alle notwendigen Fachbereiche für das Wohnviertel von morgen mobilisiert werden. Alle diese Disziplinen werden in einen integrativen Ansatz einbezogen: sozialer Aufbau, Gesundheitsfürsorge, Technologie, Nachhaltigkeit und Raumordnung. Damit sollen die Bewohner wieder mehr Einfluss auf ihr eigenes Leben erhalten und behalten: bei guter Gesundheit, bei Krankheit und im Alter. So erreichen wir, dass die Wohnviertel auf nachhaltige Weise für jedermann in jeder Lebensphase optimal bewohnbar bleiben.

Bewohner werden zu spät in den Prozess einbezogen.
Pieter Sprangers
Architekt und Partner, Architekturbüro Groosman
Belebte Straße in Istanbul
Megacities

Laut den Prognosen der Vereinten Nationen leben im Jahr 2050 75 Prozent der Weltbevölkerung in einer städtischen Umgebung. Aktuell tragen 28 Städte die Bezeichnung Megacity, eine Stadt mit mehr als 10 Millionen Einwohnern. In der Serie Metropolis des Fotografen Martin Roemers wird die Dynamik einiger dieser Städte sichtbar.

Laut den Prognosen der Vereinten Nationen leben im Jahr 2050 75 Prozent der Weltbevölkerung in einer städtischen Umgebung. Aktuell tragen 28 Städte die Bezeichnung Megacity, eine Stadt mit mehr als 10 Millionen Einwohnern. In der Serie Metropolis des Fotografen Martin Roemers wird die Dynamik einiger dieser Städte sichtbar.

Belebte Straße in Karachi, Pakistan
Belebte Straßen in São Paulo und Buenos Aires
Belebte Straßen in Paris und Guangzhou
7th Avenue in New York
Belebte Straße in London
Belebte Straßen in Moskau und Shanghai

Weitere Artikel im BPD Magazin Nr. 10

  • Welchen Beitrag kann der Bausektor zur Senkung der CO2-Emissionen leisten?
  • In den Augen von Nachhaltigkeitsmanagerin Sladjana Mijatovic darf die Stadt die umgebende Natur nicht verdrängen, sondern sollte sie in ihre Mitte holen. Sie verrät uns, welche Städte sie in Bezug auf Nachhaltigkeit am meisten inspirieren.
  • Die Dynamik von „Megacities“: Städte mit über 10 Millionen Einwohnern.
  • Was macht Städte als Lebensraum für Familien attraktiv?
  • Chris van Langen bespricht die Entwurfsprinzipien von Richard Sennett.
  • Toronto denkt „out of the box“. Acht Beispiele innovativer städtischer Experimente.
  • Die Lösung des Wohnungsmangels erfordert drastische Maßnahmen. Doch welche? Fünf Kenner, darunter Marja Appelman, Referatsleiterin Wohnungsmarkt, berichten.
  • Das Wohnviertel von morgen
  • Ein nachhaltige(re)s Lebensumfeld
  • Antwort auf „Fridays for Future“
  • ...

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