Modulares Bauen macht wohnen in der Stadt wieder bezahlbar
Wie viele andere Großstädte auch, hat Berlin mit einem Mangel an bezahlbarem Wohnraum zu kämpfen. Vor allem Studierende haben es schwer. Im Dezember 2022 standen mehr als 5.000 von ihnen auf der Warteliste des Studierendenwerks, das mehr als 30 Wohnheime betreibt. Die durchschnittliche Wartezeit für einen Wohnheimplatz für 388 Euro beträgt eineinhalb Jahre. Deshalb müssen viele Studierende in umliegende Dörfer ausweichen, bei ihren Eltern wohnen bleiben oder für viel Geld auf dem privaten Mietwohnungsmarkt etwas suchen. Es ist klar, dass etwas getan werden muss, und zwar besser gestern als heute. Im Januar dieses Jahres kündigte die Senatsverwaltung an, bis 2026 über 4.560 Wohnungen für Studierende zu bauen. Damit sollen 17.350 neue Wohnheimplätze für die insgesamt 200.000 Studierenden geschaffen werden. Ein guter Anfang, doch die Zeit drängt und damit auch der Ruf nach effizienten Bauverfahren.
Pro Tag werden acht bis zehn Apartments fertig
Eine Bauweise, die sich immer mehr durchsetzt, ist modulares Bauen. Dabei werden komplette, vorgefertigte Module vor Ort zusammengesetzt, was die Bauzeit drastisch verkürzt. Da hierfür deutlich weniger Transportschritte nötig sind und auf der Baustelle weniger Lärm und weniger Bauabfall entsteht, ist dieses Verfahren auch für die Umwelt um ein Vielfaches besser. In der Ostendstraße in Oberschöneweide (Bezirk Treptow Köpenick) wird die Modulbauweise bereits angewendet. An diesem Projektstandort in der Nähe des Campus der Hochschule für Technik und Wirtschaft realisieren wir für Berlinovo, dem Immobilienunternehmen des Landes Berlin, 445 Mietwohnungen, die ausschließlich aus Fertigmodulen bestehen. Sogar die Treppen werden komplett aus der Fabrik geliefert. Nur die verputzte Fassade wird noch auf der Baustelle erstellt, damit sie sich in das Straßenbild einfügt. Um eine Vorstellung davon zu geben, wie schnell in Modulbauweise gebaut werden kann: Drei Monate nach Erteilung der Baugenehmigung für die Ostendstraße standen bereits 385 Wohnungen. Jeden Tag werden acht bis zehn Wohnungen vor Ort zusammengebaut. Mit einem herkömmlichen Bauverfahren wäre das unmöglich. Ab 2024 können Studierende hier ein möbliertes, zwanzig Quadratmeter großes Apartment mieten, das allen Ansprüchen genügt.
Effizient und skalierbar
Auch langfristig sehe ich Möglichkeiten für modulares Bauen: wegen der Effizienz und der Skalierbarkeit, und auch, weil sich die Module für flexible Entwürfe eignen. Wenn die Zusammensetzung der Bevölkerung es erfordert, können in Zukunft zum Beispiel zwei Studentenwohnungen zu einer Seniorenwohnung zusammengefügt werden. Auf diese Weise ist es jederzeit möglich, auf den sich ändernden Wohnungsbedarf in der Stadt zu reagieren. Dann gehen Bezahlbarkeit, Nachhaltigkeit und Zukunftssicherheit wirklich Hand in Hand.