Ganzheitlich > WOHNEN und LEBEN in die Zukunft gedacht
Die Zukunft des Wohnens und ganzheitliche Quartiersentwicklung
2046 wird BPD 100 Jahre alt: Wie sieht Leben und Wohnen dann aus?
Die Form, wie Menschen wohnen, ändert sich auf lange Sicht. Während das 19. und das 20. Jahrhundert zentrale Wohnformen hervorbrachte, steht Wohnen im 21. Jahrhundert unter dem Vorzeichen der Dezentralisierung. „Das Leben und Wohnen außerhalb der Stadt wird für Menschen zunehmend attraktiv“, berichtet BPD-Geschäftsführer Franz-Josef Lickteig. Die Corona-Pandemie hat die Dezentralisierungstendenzen unserer Gesellschaft beschleunigt. Technologischer Fortschritt sowie Digitalisierung vieler Arbeits- und Lebensbereiche ermöglichen vielen Menschen ortsunabhängiges Arbeiten. Sie wissen als Lebensmittelpunkt wieder ein grünes Wohnumfeld sowie gesunde Wohnverhältnisse mit einer hohen Lebensqualität sehr zu schätzen. Wohnen in unmittelbarer Büro- und Stadtnähe ist ihnen weniger wichtig, wenn die Internetleitung und die Verkehrsanbindung stimmen. Franz-Josef Lickteig betont, „wir müssen zum einen darauf achten, dass Innenstädte attraktiv bleiben oder werden. Zum anderen dürfen Einfamilien-, Doppel- oder Reihenhäuser im Umland nicht zum knappen (Luxus-)Gut werden. Um der drohenden Segregation entgegenzuwirken, bedarf es Programme, die die Wohngebiete in den Großstädten weiterhin attraktiv halten, damit die soziale Vielfalt erhalten bleibt.“
Die Zukunft im Bau?
Die rasante Entwicklung der 3D-Drucktechnologie hat nun auch den Hausbau erreicht. Das erste Wohnhaus, das von einem Drucker errichtet wurde, steht in Beckum im Münsterland. Das 160 Quadratmeter große Einfamilienhaus wurde mit weit weniger Personal als beim konventionellen Hausbau in rund 100 Stunden reiner Druckzeit erstellt. Ein enormer Fortschritt, der das Bauen zukünftig schneller und preiswerter machen kann.
Noch ist die additive Fertigung nicht für den Serienbau oder für größere Quartiere bereit. Baulücken können nicht geschlossen werden. Der Drucker braucht links und rechts drei Meter Platz. Die Gebäudebreite ist auf 15 Meter limitiert und die Höhe kann drei Geschosse nicht überschreiten. Doch die nächste Generation des 3D-Drucks ist in der Entwicklung. So forscht die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH) an einem Verfahren, in dem Stahl in die Konstruktionen eingebaut wird, um Gebäudeteile mit hohen Belastungsanforderungen umzusetzen. Mit der Integration von Stahl im 3D-Druck-Betonbau können zum Beispiel Decken gefertigt werden.
Dass gedruckte Häuser auch aus anderen Materialien sein können, zeigt ein Beispiel aus Italien. In der Lombardei steht der Prototyp eines 30 Quadratmeter großen gedruckten Lehmhauses. Die kuppelförmigen Häuser können zudem autark ausgestattet werden und sind durch Verwendung von Lehm umweltfreundlich.
Quelle: RWTH Aachen Campus, Tagesschau Online
Noch befindet sich der 3D-Druck im Probelauf, doch es ist jetzt schon klar: Die Verfahren im Hausbau werden immer digitaler und die Baustoffe vielfältiger.
Wie werden wir Leben?
„Alles, was digitalisiert werden kann, kann menschlicher werden!“ so Max Thinius, Futurologe und Zukunftsgestalter.
Es liegt an uns. Denn die Zukunft kommt nicht, sie wird gestaltet. Und je mehr wir uns mit den Möglichkeiten des Digitalen auseinandersetzen, desto mehr können wir sie begreifen und sinnvoll in unseren Alltag strukturieren. Denn es geht weniger um Technologie. Die ist zu weiten Teilen vorhanden und wird zunehmend nur noch verbessert. Was es noch braucht, sind Strukturen und Regeln.
Mal angenommen, ...
wir haben zukünftig eine bessere Arbeit, mehr Zeit für die Familie und können unser eigenes Leben viel selbstbestimmter gestalten.
Mal angenommen, ...
es ist zukünftig egal, ob wir in der Stadt oder in einem Dorf wohnen. Wir sind überall gleich gut vernetzt und können zudem eine hohe lokale Wertschöpfung erreichen (nicht wie heute, zentralisiert auf einzelne Unternehmen).
Mal angenommen, ...
wir werden zukünftig nur noch rund 40 Prozent der Krankheiten von heute bekommen, da die anderen 60 Prozent durch vorher berechnete Daten wegfallen.
Es hilft also, sich darüber Gedanken zu machen und mit anderen gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.
Wir werden wieder autarker und unabhängiger, sind aber gleichzeitig gut vernetzt.
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