Mobilität und Wohnen – neue Perspektiven für die Stadtentwicklung
Entwicklung neuer Stadtteilen gleichzeitig mit ÖPNV
Starkes Bevölkerungswachstum und der damit einhergehende steigende Bedarf an zusätzlichem Wohnraum machen in vielen deutschen Großstädten und Ballungsräumen eine Ausweitung der Wohnungsbautätigkeit dringend notwendig.
Dabei zeichnet sich deutlich ab, dass insbesondere an stark wachsenden Standorten der zusätzliche Wohnbedarf sich kurz- und mittelfristig nicht alleine durch die Hebung von Innenentwicklungspotenzialen befriedigen lässt, sondern auch die Entwicklung neuer Stadtteile erfordert. Um ein Wachstum des motorisierten Individualverkehrs zu vermeiden, ist es unabdingbar diese neuen Stadtteile gut an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) anzubinden. Zugleich darf dies nicht zu einer problematischen Kostenbelastung für die Kommunen führen und so die Entstehung neuer Quartiere verhindern. Die vorliegende Studie untersucht daher unter welchen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen neue Stadtteile erfolgreich entwickelt werden können.
Bildquelle: iStock©MissPassionPhotography
„Für den Ausbau und die Verzahnung der verschiedenen Verkehrsmittel ist eine enge und gute funktionierende Zusammenarbeit mit den jeweiligen Stakeholdern unabdingbar.“
„Dazu gehören die ÖPNV-Betreiber, private und öffentliche Gebietsentwickler, die städtische Verwaltung und alle relevanten politischen Akteure. Dabei ist es notwendig, die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig einzubeziehen und an der Entwicklung teilhaben zu lassen. Gute Konzepte für eine Verkehrsinfrastruktur, die der Mobilität des Einzelnen entgegenkommen, werden zu einer gesteigerten Akzeptanz für Gebietsentwicklungen außerhalb der Städte führen.
Die vorliegende Studie, die von BPD in enger Zusammenarbeit mit Experten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln erarbeitet wurde, geht dem Thema nach. BPD möchte mit der in vielen Jahren aufgebauten Erfahrung als größter Wohngebietsentwickler in den Niederlanden, auch in Deutschland einen wesentlichen Beitrag leisten, um ausreichend Wohnraum zu schaffen.
Wir hoffen auf rege Diskussionen über die Planung zukünftiger Wohngebiete in Deutschland.“
ÖPNV-Erschließung & Immobilienpreisen
Den zentralen Bestandteil der Untersuchung bildet die Analyse des empirischen Zusammenhangs zwischen ÖPNV-Erschließung und Immobilienpreisen. Das hierfür verwendete räumlich-ökonometrische hedonische Preismodell für die drei Wohnungsmarktregionen Köln, Karlsruhe und Stuttgart ermöglicht es, die Heterogenität der angebotenen Wohnungen und deren Lage zu berücksichtigen und Preis-, Qualitäts- und Lageeffekte zu isolieren. Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass eine ÖPNV-Anbindung eines neuen Stadtquartiers, die zu einer Verkürzung der Reisezeit um 30 Minuten führt, mit Steigerungen der Immobilienpreise in Höhe von 3,6 Prozent (Karlsruhe), 5,4 Prozent (Stuttgart) und 9,0 Prozent (Köln) einhergeht. Eine gute .PNV-Anbindung eines neuen Stadtquartiers am Ortsrand ist demnach mit höheren Immobilienpreisen, aber geringen Mobilitätskosten verbunden.
Nutzen des ÖPNV aus gesellschaftlicher Perspektive
Stellt man diese Ergebnisse den empirisch ermittelten Kostenkennwerten für verschiedene ÖPNV-Baumaßnahmen gegenüber, so zeigt sich, dass den Kosten für die Entwicklung des ÖPNV aus gesellschaftlicher Perspektive ein entsprechender Nutzen entgegensteht. Dieser Wertzuwachs bietet den Städten und Gemeinden nicht nur Spielräume bei der Entwicklung der Flächen, sondern auch bei der anteiligen Finanzierung öffentlicher Infrastrukturleistungen.
Erfolgreiche Entwicklung neuer Stadtteile
Wie sich eine erfolgreiche Entwicklung neuer Stadtteile und deren Anbindung an den ÖPNV umsetzen und finanzieren lässt, verdeutlicht die Studie anhand von drei ausgewählten nationalen und internationalen Fallbeispielen.
Die neuen Stadtteile in Wien, Kopenhagen (Bild: Stadtquartier Ørestad) und Freiburg im Breisgau zeigen auf, wie sich lebendige, durchmischte Quartiere mit vielfältigen Wohn- und Nutzungsformen entwickeln und finanzieren lassen – wobei sie zugleich durch ihre gute Anbindung an den ÖPNV und den damit einhergehenden geringen Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) auch ökologisch überzeugen.